Dienstag, 14. Juli 2009

Die Welt der Medien


Bleiben wir noch eine Weile in der Irrealen Welt

 

Sehen wir Fern, hören wir Radio, lesen wir Magazine. Denn die Medien berichten nicht über die Wirklichkeit, sie inszenieren -mit einem immer größeren technischen Aufwand- ihr eigenes Bild der Wirklichkeit, in dem ihre Mitarbeiter selbst die Hauptrolle spielen: Als 'Model', Schreiber, Sprecher, Kameraträger. Etc.

Das Resultat ist eine Gesellschaft, in der alle zugelassenen Mitglieder sich gegenseitig andauernd versichern, wie wunderbar und großartig doch alles sei, vor allem sie seien; Gewinner ist der, der -wie bei einem Symposion von Handelsvertretern, im Börsenhandel oder auf einem Magiertreffen- allen anderen dabei am erfolgreichsten etwas vormachen kann.

Das wirklich Schlimme daran ist, daß die Werbe- und Medienwelt sich selbst letztendlich als die einzige Welt propagiert, in der noch ein Einkommen erwirtschaftet werden kann; was ersten nicht stimmt und wobei zweitens da, wo es stimmt, dieses Einkommen aus fremden Quellen stammt - nämlich den Abnehmern aller Waren und Dienstleistungen, ob diese nun beworben werden oder nicht. Sie finanziert sich, wenn man es so will, aus einer Art privat erhobene Konsumsteuer auf alles, was es zu kaufen gibt. Im Grunde ging es schon los, als beispielsweise der Boxverband sich auflöste und es nun 25 Weltmeister in jeder Gewichtsklasse gibt. Es wird zwar nicht mehr wirklich geboxt, und die vergleichsweise untrainierten Fettsäcke, die in den Ring gestolpert kommen, sind mit Reklame übersät, aber wen interessiert das eigentlich noch.

Hinzu kommt, daß alles ausgerechnet in dem selben Moment dramatisiert werden muß, wo es trivialisiert wird - reine Ablenkerei. Zu den dabei angewandten Mitteln gehört beispielsweise der vollkommen blöde Füll-Zusatz "und Co." bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Eine Kompanie ist eine Wirtschaftsunternehmen, und nur da macht der Zusatz einen Sinn. Auch dieses Mantra soll nichts als verwischen und ablenken. Ein Medium zu sein kann auch mit irrealer Geisterbeschwörung zu tun haben.




Und es gelingt..

Nicht nur tanzen jetzt alle Menschen-Mädchen auf allen Bühnen der Welt gleich; der Blick auf einen Zeitschriften-Kiosk belehrt uns, daß auch alle Menschen-Frauen gleich auszusehen haben- und zwar blond. Das geht so weit, daß sich Menschen, ganz offen in ihrer naiven Empörung, über die dunklen Haare einer Mediensprecherin beschwerten- sie mache damit die Nachrichten so düster. Früher, vor wenigen Jahrzehnten, verlief die Grenze zwischen Gut und Böse noch zwischen Männern und Frauen: Männer waren für des Unangenehme zuständig (und wehe wenn nicht) Frauen für das Angenehme (und wehe wenn nicht). Das Ungute wurde nach außen verlagert, auf die Straße, in das Feld, auf den Kriegsschauplatz. Heute verläuft die Grenze vielleicht nicht mehr so scharf zwischen Männern und Frauen; tatsächlich aber doch. Nur die Vorwürfe haben sich verschoben. Alles Andere ist so geblieben, und wird auch so bleiben.

Die Menschen wollen die Welt falsch, hell und heil dargestellt haben; alles andere macht ihnen Angst. Dabei wollen sie nur nicht wahrhaben, daß es gerade ihr eigenes Tun und die Mißachtung des Unguten ist, das ihnen ihr Leben ruiniert. Sie wollen einfach jenen Glauben, die ihnen viel Geld und Spaß auf Kosten Anderer versprechen. Die Rechnung folgt.

Doch schon allein das Konzept der Werbung, der Dauerwerbung zumal (nicht so sehr der Werbung für einzelne Produkte -diese sind nur notwendige, beliebige pars-pro-toto Symbole- sondern der Werbung an sich), hat etwas zutiefst verstörendes- weil sie ganz offensichtlich völlig überflüssig ist. Mehr noch: sie ist geradezu das Merkmal, das Zeichen eines Überflußproblems: Reklame wird nicht gemacht für etwas, von dem es zu wenig gibt, sondern zu viel.





Die Magersüchtigen sind es, die Beschädigten, die uns erzählen, wie schädlich Kalorien in einer übersättigten Umgebung sind, indem sie jede einzelne Kalorie abwehren - während die Werbung uns zum Dauer- Essen verleitet. Das geht so weit, daß sie die Gesundheitspropaganda dahingehend usurpiert hatten, statt drei großen Mahlzeiten am Tag "Viele Kleine Mahlzeiten" als gesund zu propagieren - wohl wissend, daß sie in ihrer Summe nicht klein bleiben.

Und weil es sie ekelt.

Wo sind die Menschen gelandet, daß sie sich an ihren suizidalen, gestörten Kindern ein Beispiel nehmen müßten?


Wuff.


Und dann werden Diäten verkauft, die das Problem weiter verschlimmern und den Teufelskreis anheizen, statt ihn zu durchbrechen. Es soll ja auf gar keinen Fall weniger konsumiert werden: Damit würden sich die werbefinanzierten Medien selber das Wasser abgraben. Dabei gibt es genügend Menschen, die auch ganz ohne Werbung konsumieren würden; eben weil sie Mangel leiden und keine Überfluß. Der Überfluß existiert ja alleine dadurch, daß sich jene sich nicht leisten können, wozu andere erst verführt werden müssen. Als Chinas eine Milliarde Menschen begannen, sich für Milchprodukte zu interessieren, brach im Europa des staatlich geförderten und künstlich begrenzten Milchmarktes kurzzeitig die Panik aus. Und als dann die Chinesen sich anderweitig umsahen, dauerhaft.

Es zuviel Milch produziert, die Käsepreise steigen, Kunstkäse ("Analog-Käse") aus importiertem Pflanzenöl überschwemmt den Markt, obwohl eigentlich nur aus Haltbarkeitsgründen hergestellt und erfunden. Nun schlachten die Bauern ihr Milchvieh; die Rindfleischpreise werden fallen, oh je; dabei ist doch noch genügend Gammelfleisch in den Tresoren und Kühlhäusern, das zu Analog-Fleisch gepreßt werden kann. Oder man gibt es gleich kannibalistisch den verbleibenden, von Natur aus eigentlich lieber Gras fressenden Kühen zu fressen, damit sie wieder mehr Milch produzieren können. Oh weh, oh je, oh BSE.


Das gilt natürlich nicht für mich!






Glenn Frey hat in den "Smuggler's Blues" die illegitime Wirtschaft mit den wunderbaren Worten beschrieben: Du kannst weder gewinnen noch ablehnen. Und jemand wird dabei verlieren.

Nun, in der Krise, brechen sich die drei großen Mahlzeiten wieder ihre Bahn.

Es wird zuviel produziert.


Wuff.





Die Hälfte der Wirtschaft ist Psychologie

 
Das ist natürlich Unsinn.

Fragen Sie mal einen Bauern, was seine Kartoffeln von Psychologie halten. Nur was die Menschen sich unter Wirtschaft vorstellen, ist vielleicht zur mehr als die Hälfte ein Resultat der angewandten Psychologie. Dann stimmt's im Durchschnitt wieder...
 
Viele Psychologen brauchten ein neues Betätigungsfeld, nachdem ihnen Impotenz und Magengeschwüre genommen wurde. Am Tage wo Viagra auf den Markt kam, krochen sie aus dunklen Löchern ans Licht der Fernsehstudios und starben qualvoll einen fürchterlichen Tod, weil sie die Leuten nicht hatten heilen können, sondern ihnen nur helfen, damit umzugehen, wenn... aber behauptet hatten sie stets das Erstere. Das war, allerdings, eines der seltenen aufklärerischen Momente in diesem Medium - das sich natürlich sofort anschließend auf die Dauer-Inszenierung der menschlichen Sexualität stürzte, insbesondere der kommerziellen und deren Protagonisten, getarnt als soziale und gesundheitliche Aufklärung.

Nun suchen sich die Überlebenden neue Opfer. Früher gingen die entscheidungsbeauftragten Könige zum Hofastrologen, zum Wahrsager, zu den Auguren, zum Orakel von Delphi, dem damaligen Mittelpunkt der Welt. Heute hört man auf seinen Börsen-Guru und den Wirtschaftsweisen von der Wall Street. Das sich gegenseitige Bestätigen, daß man ein Anrecht hat, hält die Preise hoch. Eine Weile.

Warum brauchen die Menschen so etwas? Weil sie nichts wissen, aber das nicht wissen wollen.

Der Mensch denkt totemistisch. Er braucht immer ein Symbol, ein Zeichen, das seine jeweilige Gültigkeit bestätigt - und das Tabu, daß diese Gültigkeit unantastbar macht. Fällt das Tabu, fällt der Totem, fällt die Gesellschaft mit ihnen.


  • Dazu gehört "Das Wort haben" - das Rednerpult in politischen Versammlungen, das
    Redehölzchen im Kindergarten, die Redemuschel in "Herr der Fliegen". Es ist geboten, zuzuhören, und verboten, dazwischen zu reden

  • Dazu gehört "Das Sagen haben" - es ist geboten, Beschlüsse duchzusetzen, und
    verboten, sich dem zu widersetzen

  • Und dazu gehört das Geld. Es hat einiges bedurft, die universelle Gültigkeit des
    Geldes durchzusetzen. Es ist geboten, zu bezahlen, und verboten, nicht zu verkaufen.




Astrologie und Alchemie und Chaos


Es zeigt sich nun in der Krise, daß sie eigentlich nicht wirklich wissen was sie tun (Jugendliche liefern sich ein Autorennen auf eine Klippe zu. Wer als letzter abspringt, erhält das Geld, wer zu spät abspringt, wird zerschmettert. Nur wird das fatale Rennen diesmal mit vollbesetzten Bussen abgehalten- unter dem anfeuernden Geschrei der Insassen).

Eine Zeitlang hat die sich selbst erfüllende Prophezeiung, Kaffesatzleserei und Wahrsagerei Erfolg, und insbesondere die Hofastrologen und Propheten werden "Gewinner"; zum Beispiel "Rating-Agenturen" - man könnte sagen, Rate-Agenturen ("Da kommt man echt in's Grübeln. Wir raten ihnen, das Zeug zu kaufen"). Dann gewinnt die Wirklichkeit und verteilt ganz neue Karten - aber das "hat ja keiner wissen können". Richtig. Astrologie und Alchemie sind nun einmal keine Wissenschaften, sondern deren Vorläufer. Ihre Regeln sind zwar kompliziert und folgen einer inneren Logik, sie hängen jedoch ohne Basis im luftleeren Raum - und so können winzige Änderungen an den Anfangsbedingungen eine völlig anders Ergebnis zeitigen. Und eben dieses wird dann immer als Entschuldigung angeführt, das Leben sei nun einmal chaotisch.

Das ist zwar vollkommen richtig, aber Chaos mit Chaos zu erklären ist ein Zeichen der Hilflosigkeit. "Wir wissen nicht was kommt, da wir dort noch nie waren... " Ach ja. Schön, das beseitigt für eine Weile die Gläubigkeit an die Schamanen, Kaffesatzleser und Astrologen der Finanzwelt. Die Krise als Chance... Bis dahin wurden "Die Börsianer" als Entscheidungsbefugte und privilegierte Gruppe dargestellt - was sie ja auch sind und waren. In der Geschichte war das immer schon ein Zeichen dafür, daß der Zusammenbruch kommt. Eigentlich unmittelbar bevorsteht. Prives Legium, das Private Vorrecht, zerstört jede moderne Gesellschaft. Doch irgendwann kommen Leute von innen oder von außen und räumen brutal auf.

Chaotisch bedeutet eigentlich: Stabil. Chaotische Systeme, wie beispielsweise Planetenlaufbahnen, haben sich aus einer (vorherigen, unbekannten) Situation selbst herausgebildet, und sind dann innerhalb eines (unbekannten!) Toleranzbereiches nur schwer zu beeinflussen, um ständig -und ruckartig- in einen alten Zustand zurück oder -was noch gefährlicher ist- bei überschreiten des Toleranzbreiches in einen völlig neuen und ebenso unbekannten Zustand zu kippen.

Chaotische Systeme sind nicht linear vorherberechenbar, denn sie reagieren nicht linear, d. h. ein wenig mehr oder weniger kann entweder gar nichts bewirken, oder bereits zu viel. Man kann sich an ihre Grenzen nicht herantasten, da diese Systeme nicht graduell, sondern plötzlich und abrupt reagieren, mit einer über Zeit und Raum angesammelten Wucht; und eigentlich ist jedes System chaotisch, denn es gibt immer einen Toleranzbereich. Es ist das alte Schachbrett- oder Seerosenteich-Problem: Ein Teich, auf dem am ersten Tag eine Seerose blüht, am zweiten Tag zwei und am dritten vier blühen, und so weiter, ist am, nun, 1000. Tag bis zur Hälfte bedeckt; kein Problem ist in Sicht. Bereits am nächsten Tag ist er voll und kippt um.

Man kann den Ast, auf dem man sitz, immer weiter ansägen und ansägen. Und nichts passiert. Der Bruch kommt plötzlich, und keine Anstrengung der Welt kann dann den Absturz mehr verhindern. Wie sagte Thomas Hoof? Die Welt ist gelagert und läßt vielleicht mit sich spielen, aber nicht wirklich mit sich spaßen. Eigentlich eine uralte alte Erkenntnis. Sie wurde nur vergessen im Zuge der Hochmut.

Doch bereits in, vielmehr vor, der letzten großen Finanzkrise wurde daran erinnert - in der Ballade "Goldrausch" von Ferdinand Avenarius (1856-1923). Sie erzählt die Geschichte von Fischern, die einen goldenen Fisch in ihrem prall gefüllten Netz finden. Als sie trotz aller Bitten gierig diesen Sohn des Meergeistes behalten wollen, verwandeln sich auch alle anderen Fische im Laderaum zu Gold und reißen den Kutter mitsamt der Mannschaft in die Tiefe, noch während sie in ihrer neu gewonnenen Verzweiflung das Gold, auf das sie eben noch so scharf waren, ins Meer zu schaufeln versuchen.





Die Betrachtung der Realität


Erst als die Chemie das Periodensystem einführte und die Astronomie das heliozentrische Weltbild, konnten die Menschen überhaupt anfangen verläßliche Aussagen zu tätigen über das, was geht, und wie, und wann, und immer wieder- und was nicht. Denn die Regeln wahrer Wissenschaft sind einfach und unumstößlich. Die Aufklärung ersetzte, wie jemand sagte, das Bekenntnis durch die Erkenntnis- aber das nicht zum ersten Mal in der Geschichte und wie immer nur partiell. Das gilt immer nur für das Bekannte und nicht für das Neue und Unbekannte. Da gelten, notwendigerweise, die alten Regeln des Glaubens. Man nehme nur einen Text aus der Alchimie und der Chemie, aus der Astrologie und der Astronomie und vergleiche sie untereinander und mit einem heutigen Text aus den, damals geborenen, Wirtschaftswissenschaften - oder dem aktuellen Börsenbericht.

Oder, zur Abschreckung, bestaune man das neu entstandene Börsenfernsehen, in dem "Börsenprofis" ihre völlig kalte Kapitalverwertung über Einkaufszentren beschreiben. Beispielsweise. Fremde Länder oder Kulturen oder Menschen tauchen in diesen Gesprächen wirklich nur als Hindernisse oder Zinsbringer auf. WAS ihnen letztendlich verkauft wird, ist völlig gleichgültig. Nun, der Weg in die Hölle ist gepflastert mit guten Absichten. Daran erkennt man ihn.

Und das sind noch nicht einmal welche.



Wuff.


Denn auch wenn es längst erwiesen ist, daß es beides nicht gibt, suchen die Menschen in der Wirtschaft noch immer nach dem Stein der Weisen, der Dreck in Gold verwandelt, ihn also wertvoller macht, als er ist, und das nicht nur in den Augen der Betrogenen. Sie suchen weiterhin nach dem Perpetuum Mobile, dem verlustlosen Bringer endloser Gewinne.
Die so genannten Wirtschaftswissenschaften hängen genauso im luftleeren Raum wie zuvor die Alchemie (die es heute nur noch im Verborgenen gibt) und Astrologie. Halbwahre Zufallstreffer in der Prophezeiung können weder eindeutig erklärt noch wiederholt werden, und so ist jede Ansicht und Theorie gleich gut. Doch auch Astrologen loben einander für besonders schön ausgearbeitet Diagramme.

Und in diesem Zusammenhang tritt nun ein weiterer Kandidat dafür zu Tage, nicht als Wissenschaft ernst genommen werden zu dürfen: die theoretische Psychologie, zu weiten Teilen. Die ja wie erwähnt die Hälfte der Wirtschaft darstellen soll. So sagen die Wirtschaftswissenschaften, wenn sie sich wieder einmal in Erklärungsnot befinden. Das trifft sich gut, denn auch in der Medizin wird alles (bislang!) unerklärliche auf die Psyche geschoben.

Das haben beide nicht verdient. Weder die Psychologie, noch ihr Sujet, die Psyche selbst.
Etliches mag ja stimmen und hin und wieder von Erfolg gekrönt sein. Das Kriterium einer Wissenschaft ist jedoch nicht die zufällige und gelegentliche, sondern die nachweislich wiederholbare Treffsicherheit ihrer Voraussagen - wie bei der Artillerie, die Sloterdijk nicht zu unrecht als das beschreibt, was die Weiterentwicklung der menschlichen Kultur ermöglicht hat.


Wuff.


Aber im Grunde wissen Alle, daß das alles nicht wahr ist, sondern daß nur das zur Zeit herrschende Imperium Geld eingesammelt für einen und verbrannt hat in einem andauernden Krieg um den letzten Tropfen Öl - und das gerechterweise auch bei denjenigen, welche zwar nicht mitmachen, aber durchaus das Öl und die Gewinne daraus haben wollten.

 Ohne Öl kein Gewinn.


Und ohne Gewinn keine Auszahlung der Lebensversicherung.


Wuff.